Eingebunkert. Bunker in Südtirol
Zeitraum
ab 13. Dezember 2024
Ort
Gebäude 37 UG & 38 UG
Die Dauerausstellung zu den Bunkern in Südtirol thematisiert den, in den 1930-1940er Jahren entstandenen, Alpenwall. Er durchzog den gesamten Alpenbogen und zählt allein in Südtirol über 300 Bunker, davon befinden sich fünf Bunker in Franzensfeste. Fertiggestellt wurde der Alpenwall nie. Ein Teil der Bunker wurde jedoch im Kalten Krieg reaktiviert und für den Fall einer Invasion aus dem Osten ausgebaut.
„Linea non mi fido“ wurde er im Volksmund spöttisch genannt. Der von Mussolini, aus Misstrauen gegenüber seines Verbündeten Hitler, errichtete Verteidigungsapparat sah allein in Südtirol die Errichtung von fast 800 Bunkern vor, etwas mehr als 300 wurden im Rohbau fertiggebaut, weitere 150 sind als Baustellen übriggeblieben. Welche Rolle erfüllten diese Bauten strategisch? Wie waren sie ausgerüstet, wie in Stand gehalten? Und was hätte sich im Ernstfall dort abgespielt?
Ausgehend von der Festung als Verteidigungsbau spannt die auf acht Räume aufgeteilte Ausstellung einen Bogen zum Bunker Nr. 3, zu den anderen in unmittelbarer Nähe gelegenen Verteidigungsbauten und schließlich zur Bunkerwelt in Südtirol. Auf diese Weise vermittelt sie die komplexen internationalen Verflechtungen von Faschismus, Nationalsozialismus, Aufrüstung und Krieg. Zudem soll sie über die verborgenen Verteidigungsstrukturen aufklären und ihre historischen und politischen Hintergründe sowie die technischen Voraussetzungen für den Bau der Bunker beleuchten und den Wert eines friedlichen Zusammenlebens hervorheben.
Zu sehen sind unter anderem eine getreue Reproduktion von Bunker Nr. 3, eine Chronologie der lokalen Bunker-Geschichte sowie Fundobjekte, Fotos und Texte, Infografiken, Dokumente und Videos, die folgende Fragen beantworten: Wie lebte man im Bunker? Wie war man für den Angriffsfall gerüstet? Wie absolvierten Soldaten Militärübungen im Bunker? Was aßen sie, wo schliefen sie? Wie kommunizierten sie mit der Außenwelt? Aber auch: Wie erfolgten die Grundenteignung von Privaten für militärische Zwecke in den 1930er und 1940er Jahren, der Eigentums-Übergang von der staatlichen Domäne zum Land 1999 und die Veräußerung von Bunkern an Private? Und was passiert heute in den Bunkern? Wozu werden sie genutzt? Den krönenden Abschluss der Ausstellung bietet eine über acht Meter lange und zwei Tonnen schwere, 1950 entwickelte Rakete, die bis zu 48 Kilometern weit geschossen werden konnte. Auf sie konnten sowohl konventionelle, aber auch chemische und nukleare Sprengköpfe montiert werden. Sie befindet sich im letzten Ausstellungsraum, dessen Tür nur mit einem Code geöffnet werden kann; dieser ergibt sich als Lösung eines Rätsels, das die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung aufdecken müssen.
Fotos: Ivo Corrà