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Festungs ABC

Die Festungsbausprache ist vorwiegend französisch geprägt, weshalb nicht immer sofort verständlich ist, was sich hinter den Begriffen verbirgt. In der heutigen Zeit finden sie zudem kaum noch Gebrauch.

Mit unserem Festungs-ABC möchten wir Interessierten einen Blick hinter die Kulissen gewähren und wissenswerte Begriffe näher bringen.
Das ABC umfasst eine Auswahl an Begriffen zu Struktur, Bau und Einrichtung, die direkt in der Festung Franzensfeste anzutreffen sind.

Wöchentlich erscheinen neue Begriffe in unserer Rubrik Kreuz & Quer durchs Festungs ABC.
Die kurzen Beschreibungen erklären auf einfache und verständliche Weise die Fachbegriffe und die Fotos zeigen, wo sie in der Festung anzutreffen sind.

A

Ausfallpforte | © Uwe Ringleb

Ausfallpforte

Eine Ausfallpforte ist eine kleine, ins Freie führende Tür, die meist versteckt und durch Schießscharten gesichert ist. Sie werden oft auch als  „Schleichpforte“ bezeichnet und wurden unter andrem für eine offensive Verteidigung durch Infanteriesoldaten genutzt.

Architectura militaris

Wehrbauten sind Teil der Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte. Die Entwicklung von befestigten Bauten beginnt bei den ersten Anlagen mit Erd- beziehungsweise Steinwällen und endet beim Bau von unterirdischen Bunkern. Zuerst planten und bauten zivile Bauingenieure oder Architekten die Befestigungen. Um 1700 gehören Kenntnisse des Festungsbaus dann auch zur Ausbildung Adeliger. Mitte des 18. Jahrhunderts trennten sich Zivil- und Militärarchitektur. Militär-Akademien werden gegründet und der Festungsbau wird als selbständiges Studienfach etabliert. Von 1805 bis 1849 war Erzherzog Johann Direktor der Theresianischen Militärakademie in Wien.

Aufzug | © Uwe Ringleb

Aufzug

Mit Aufzug wird die sichtbare Erhebung der Festungsbauten über der Gelände-Horizontale bezeichnet. Festungsbauten sollten einem Angreifer nur ein kleines Ziel bieten. Mit der Weiterentwicklung neuer Geschütze und Schusstechniken, „rutschten“ neue Befestigungsbauten immer tiefer in das sie umgebende Gelände. Der Bau von Bunkeranlagen kündigte sich an.

Approvisionnement | © Uwe Ringleb

Approvisionnement

Approvisionnement, ist ein Ausdruck aus der französischen Sprache und beschreibt die Ausstattung einer Festung mit verschiedenen Gütern wie zum Beispiel Munition und Lebensmittel. Die jeweiligen Mengen wurden abhängig vom aktuellen Gefährdungsgrad der Festung kalkuliert. In der Franzensfeste waren mehrere Gebäude beziehungsweise Räume für die Lagerung dieser Güter vorgesehen.

B

 

Blockhaus außerhalb der Festung | © Uwe Ringleb

Blockhaus

Als Blockhaus wurde ein allein stehendes massives Gebäude bezeichnet, das außer- oder innerhalb einer Befestigung liegend, einen möglichen Zugangsweg blockieren sollte. Die Franzensfeste hat zwei solcher Blockhäuser. Eines außerhalb, an der so genannten Ladritscher Brücke, das den Zugang zur Festung sichern konnte und ein anderes innerhalb der Festung zur Absicherung, des damals einzigen Zuganges zum Kernwerk (Mittlere Festung).

Bresche in der Festungsmauer durch einen Bombeneinschlag 1945 | © Uwe Ringleb

Bresche

Die Bresche ist eine gewaltsam gerissene Lücke in der Außenmauer einer Festungsanlage.
Das Ziel war, durch diese Lücke die Festung stürmen zu können. Nachdem die Belagerungskanonen ihr Werk vollbracht hatten, mussten die ersten Soldaten dann „über die Klinge springen“, da die Bresche natürlich durch die Festungsbesatzung im Nahkampf mit Säbel und Bajonett verteidigt wurde. Der Franzensfeste blieb dies erspart. Das heißt nicht ganz: Gegen zwei Breschen der besonderen Art war sie allerdings machtlos. In den letzten Kriegswochen 1945 riss eine Fliegerbombe eine Lücke in die Mauer über der Kapelle und in den 1960er Jahren kamen statt Kanonen Bagger und Presslufthämmer. Die Staatstrasse wurde unter das Vorwerk C der Festung verlegt.

Ziegel mit der Kennzeichnung KKF | © Uwe Ringleb

Baumaterial

Granit ist der Hauptbaustoff der Franzensfeste, denn er war in der Region reichlich vorhanden. Mehrere Tausend Tonnen wurden für den Bau der Festungsmauern benötigt. Dabei wurden verschiedene Grantisorten verwendet.  Aus dem 35 Kilometer entfernten Pfalzen wurde der grobkörnige Tonalit geholt und aus Steinbrüchen der näheren Umgebung der mittelkörnige Brixner Granit.
Zudem waren mehrere Millionen Ziegel notwendig, um die Gewölbe in der Franzensfeste zu konstruieren. Die Ziegel wurden vor Ort hergestellt, an der Luft getrocknet und gebrannt. Alle Ziegel wurden mit den Buchstaben „KKF“ (für Kaiserlich-Königliche Fortifikation) markiert. Das benötigte Brenn- und Bauholz wurde über die Rienz und den Eisack zur Baustelle transportiert.

Barbette | © Uwe Ringleb

Barbette

Als Barbette wird ein freier Platz zum uneingeschränkten Aufstellen von Geschützen bezeichnet. Für Geschütze hinter Schießscharten ist das Schussfeld entsprechend der Schartenform und -größe eingeschränkt. Um eine variable Ausrichtung auf einen Angreifer zu ermöglichen, besitzt die Franzensfeste zusätzlich mehrere offene Geschützplattformen. Die Geschütze feuerten dann über eine ca. zwei Meter hohe Brustwehr (en barbette) hinweg. Mit einer Vergrößerung der Schusslinien nach rechts und links ging allerdings auch eine geringere Deckung vor dem Feuer des Angreifers einher. Die Zugänge zu diesen Plattformen konnten verschlossen werden. Verschiedene Quellen bringen die Herkunft des Namens mit der heiligen Barbara in Verbindung, die unter anderem Schutzpatronin der Artilleristen ist.

Bomebnschaden | © Uwe Ringleb

Bombensicherheit

Bombensicherheit bezeichnete die Eigenschaft einer Konstruktion, einen ausreichenden Schutz gegen Bomben zu bieten. Die Bomben wurden durch Mörser oder Haubitzen „geworfen“ und sollten Festungseinrichtungen und Verteidigungsstellungen von oben her zerstören. Nach der Entwicklung neuartiger und deutlich effektiverer Sprengstoffe waren die Gewölbe in der Franzensfeste spätestens ab Anfang der 1880er Jahre nicht mehr bombensicher und hätten mit Beton und Stahlblech verstärkt werden müssen.

 

C

Festungsgraben und Contereskarpe Werk C | © Uwe Ringleb

Contrescarpe

Die gegenüberliegende Grabenseite der äußeren Festungsumwallung wird als Contrescarpe bezeichnet. Teilweise waren hier versteckte unterirdische Galerien vorhanden, aus der über Schießscharten in den Festungsgraben gefeuert werden konnte. In der Franzensfeste bestehen solche Galerien im Höhenwerk und im Hauptwerk.

D

Diamantgraben | © Uwe Ringleb

Diamantgraben

Diamantgräben sind kleine Gräben vor der Festungsmauer, die ein unmittelbares Annäherungshindernis darstellen. Sie wurden vor tiefergelegenen Schießscharten einer Kaponniere beziehungsweiser vor den Festungsmauern angelegt. Damit sollte zum Beispiel ein Einwerfen von Handgranaten in die Scharten verhindert werden. In der Franzensfeste ist nur noch der Diamantgraben in der nördlich liegenden Kaponniere des Höhenwerks zu sehen.

E

Eindeckung der Kasematten | © Uwe Ringleb

Eindeckung

Die Eindeckung der Ziegelgewölbe in der Franzensfeste bestand aus einer Schotteraufschüttung auf der etwa 10 cm dicke Granitplatten lagen. Diese Granitplatten waren wiederum mit Erde überschüttet, auf der nochmal Tonplatten als äußerste Schicht und Regenschutz angebracht wurden. Eingedrungenes Wasser sollte durch eine Dränage zwischen den Gewölbebögen und Wassernasen nach außen abgeführt werden. Im Laufe der Zeit wurden die Tonplatten durch Dachplatten aus Zemet ersetzt. Die neuen Dächer, mit einem Netz aus Bandstahl, stammen aus den 1970er Jahren.

 

F

Kapelle der Festung Franzensfeste Festungskapelle | © Uwe Ringleb

Festungskapelle

Die Festungskapelle wurde 1844 gebaut und ist eines der ersten neugotischen Bauwerke südlich der Alpen. Nach eine grundlegenden Sanierung 2009 wurde die Kapelle dem heiligen Johannes dem Täufer (Schutzpatron der Steinmetze) und der heiligen Barbara von Nikomedien (Schutzpatronin der Artilleristen und Festungsbauten) geweiht. Die Kapelle hat ein Spitztonnengewölbe, welches statisch besonders stabil ist. Die Wandkassetten als innenarchitektonische neoklassische Elemente waren in dieser Bauepoche außerordentlich modern und tragen zusätzlich durch ihre schallbrechende Funktion zu einer guten Akustik bei.

Festung

Allgemein wird der Begriff Festung für alle Arten von Wehrbauten verwendet. Die Entwicklung von befestigten Bauten beginnt bei den ersten Anlagen mit Erd- und Steinwällen und endet beim Bau von unterirdischen Bunkern. Der Festungsbau entwickelte sich in steter Wechselwirkung zwischen den Formen des Angriffs und der Verteidigung. Der preußische Militärtheoretiker Carl von Clausewitz (1780- 1831) brachte es in seinem Buch Vom Kriege auf den Punkt: "Krieg sei wie ein Chamäleon, das sich fortgesetzt seinen Umweltbedingungen anpasse." Das kann auch für den Bau von Befestigungen gelten.

Festungsbauer

Im Zusammenhang mit dem Bau der Festung Franzensfeste (1833 – 1838) sind zwei Namen besonders zu erwähnen:
Der Chefplaner der Festung war Franz von Scholl (1782 – 1838). Er war ein ausgewiesener Festungsbauspezialist, der seit 1830 in Verona stationiert war, um die Stadt zu einer Gürtelfestung auszubauen.

Carl von Martony (1784 – 1848), war ab 1833 der Leiter der Baustelle der Festung. Zuvor hatte er eine umfangreiche Studie über einen großen Waffenplatz auf dem Natz-Schabser-Plateau sowie über das Sperren der Straßen von Innsbruck, dem Pustertal und von Bozen nach Brixen vorgelegt.

Fortifikationswesen

Der österreichische Festungsbau lag in den Händen von Offizieren eines Ingenieur-Corps. Sie hatten Festungen zu planen und deren Bauausführung zu leiten. Gleiches galt auch für die Erweiterung und Modernisierung bestehender Festungsbauwerke. Im Kriegsfall leiteten sie sowohl die Belagerung von Festungen sowie ihre Verteidigung. Zur Ausführung der Arbeiten waren Sappeur- und Mineur-Corps (Vorläufer der heutigen Pionier-Truppen) aufgestellt worden.
Zwischen 1801 und 1849 unterstanden alle drei Corps dem Generaldirektor des Genie- und Fortifikationswesen Erzherzog Johann von Österreich (1782 – 1859).

G

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Höhenwerk | © Uwe Ringleb

Höhenwerk

Als Werk bezeichnet man im Festungsbau einzelne isolierte Befestigungsanalgen. Das Höhenwerk der Festung Franzensfeste (Obere Festung) ist ein selbständiges, höher gelegenes Nebenwerk, mit den gleichen Konstruktions- und Ausstattungsmerkmalen wie das Hauptwerk (Untere Festung) im Tal. Vom Höhenwerk aus war das Umfeld des Hauptwerks leichter und weiter zu überblicken.

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Kaponniere der Oberen Festung | © Uwe Ringleb

Kaponniere

Eine Kaponniere ist ein massiv gemauerter Gang oder Raum, aus dem aus die Verteidiger durch die Scharten auf die Angreifer schießen konnten. In der Regel ragt die Kaponniere nach oben hin oder seitlich aus einer Festungsfront heraus. Dadurch lässt sich auch die Namensherkunft erklären, Kaponniere ist die französische Ableitung des italienischen Begriffes capone, was großer Kopf bedeutet. In der Franzensfeste sind sie nur im Höhenwerk der Festung vorhanden.

Kommunikationen

Als Kommunikationen werden Wege, Gänge und Treppen bezeichnet, die die Verbindung getrennter Festungsteile ermöglichen. Die Treppe in das Höhenwerk der Franzensfeste wird in den historischen Bauzeichnungen als „gesicherte Kommunikation“ bezeichnet.

Kasematte | © Uwe Ringleb

Kasematte

Eine Kasematte ist ein gewölbter, schusssicherer Raum. Kasematten können nach Wohn-, Lager- und Verteidigungszweck unterschieden. Die Mauern aus Granit tragen hier ein Gewölbe aus Ziegelsteinen, dessen Mittellinie im rechten Winkel auf der Stirn- und der Rückenmauer steht. In der Stirnmauer der Verteidigungskasematten befindet sich die Schießscharte. Mehrere nebeneinander liegende Kasematten werden auch als Kasematten-Galerie beziehungsweise als Kasematten-Batterie bezeichnet.

Kammertor

Ein Kammertor besteht aus zwei hintereinander angeordneten Einzeltoren. Die beiden Tore stehen in der Regel versetzt zueinander, dadurch konnte verhindert werden, dass beide Tore gleichzeitig eingeschossen wurden. Der Zwischenraum konnte zusätzlich über Schießscharten gesichert werden. In manchen historischen Quellen wird dieser Zwischenraum auch Zwinger genannt.

Krenelierte Mauer | © Uwe Ringleb

Krenelierte Mauer

Eine krenelierte Mauer ist eine mit vielen Zinnen oder Schießscharten versehene Mauer. In der Franzensfeste ist dies zum Beispiel die Mauer über der Festungskapelle.

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Mauerwerk | © Uwe Ringleb

Mauerwerk

Das Mauerwerk aus Granit ist zweischalig ausgeführt das heisßt der Raum zwischen den beiden Mauerwerksschalen wurde mit Bruchsteinen und Mörtel verfüllt. Zur Stabilisierung sind in regelmäßigen Abständen Bindesteine gesetzt, die bis in die Füllung reichen. Die meisten Steine haben eine unregelmäßige Sichtfläche und bilden kaum waagerechte Fugen. Diese Sonderform des Bruchstein-Mauerwerks war kostengünstiger und auch schneller zu bauen. Exakt behauene Werksteine wurden in der Franzensfeste nur selten eingesetzt.

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Pulvermagazin | © Uwe Ringleb

Pulvermagazin

Die Pulvermagazine einer Festung wurden erst vor einem Ernstfall aufgefüllt. In Friedenszeiten wurde das Schießpulver aus Sicherheitsgründen außerhalb der Festung gelagert. Besonders wichtig war die Trockenhaltung des Pulvers und der Explosionsschutz. Daher sollte ein stetiger Luftzug durch die Kanäle im Mauerwerk und unter dem Holzfußboden, dafür sorgen, dass überschüssige Feuchtigkeit abgeleitet wird. Um Funken durch die eisenbeschlagenen Militärstiefel zu vermeiden, wurden die Holzbohlen mit Holzstiften befestigt und das Lüftungsgitter im Boden besteht ebenfalls aus Holz.

Poterne | © Uwe Ringleb

Poterne

Eine Poterne ist eine überwölbte Verbindung und diente als geschützter Zugang zu Bereichen außerhalb einer Befestigung.

 

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Rayon

Als Rayon wird das Umfeld einer Befestigung bezeichnet, in dem besondere Bedingungen hinsichtlich fester Gebäude und dauerhafter Bepflanzungen galten. Ein Feind sollte keine Deckung finden und die Verteidigung brauchten ein freies Schussfeld. So wurde um Beispiel der Bahnhof Franzensfeste in Holzständerbauweise erstellt, sodass das Gebäude im Ernstfall schnell abbaubar war.

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Versatzfalz in der Mittleren Festung | © Uwe Ringleb

Versatzfalz

Versatzfalze sind senkrechte Schlitze im Mauerwerk, die sich paarweise gegenüberliegen und zur Anlage von Hindernissen dienen. Diese befinden sich vor allem in Durchgängen, welche sich durch das Einlegen von Balken verschließen lassen und somit temporär absperren ließen. Versatzfalze sind auch vor Fenstern oder anderen Öffnungen in der Außenmauer zu finden, zur Sicherung gegen Einschüsse und Geschoßsplitter.

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Zisterne im Höhenwerk |  © Uwe Ringleb

Zisterne

Für die zentrale Wasserversorgung in der Franzensfeste war eine Hauptzisterne im Höhenwerk der Festung (Obere Festung) zuständig. Die Zisterne wurde von mehreren Quellen gespeist und dürfte zwischen 1.000 und 1.500 m³ gefasst haben. Von der Hauptzisterne aus erfolgte eine Verteilung mittels Gusseisenrohre auf zwei Zisternen im Hauptwerk (Untere Festung).